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Rotary Club
Bern Rosengarten

WB 30/2014

28. Juli 2014

Informationen der Präsidentin

Präsidentin Iris Dellsperger begrüsst die kleine Schar der Anwesenden recht herzlich zum heutigen Abendmeeting. Heute vor 86 Jahren begannen in Amsterdam die 9. Olympischen Sommerspiele, bei denen erstmals Frauen zugelassen waren. Aus 46 Ländern nahmen 2’971 Teilnehmer teil, darunter 288 Athletinnen.

Nach dem Essen und dem Vortrag von Ursula Aaroe (s.u.) wird diese feierlich in unseren Club aufgenommen. Ursula wurde am 12. April 2011 Mitglied des RC Munich International und trat am 1. Juli 2014 formell zum RC Bern Rosengarten über. Es erfolgte die obligate Übergabe von Rosenlikör, Unterlagen und Wimpel durch den Clubmeister Beat Klossner – für den abwesenden Götti Hans-Peter Iseli – und die Präsidentin.

Am Ende wünscht Iris Dellsperger allen eine gute und erfolgreiche Arbeitswoche sowie einen vergnüglichen 1. August.

 

Informationen aus dem Vorstand

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Informationen aus dem Club

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Ursula Aaroe: 40 Jahre in Diensten der Eidgenössischen Diplomatie

Am 1. Oktober 1974 begann ich meine Karriere mit einem dreimonatigen Einführungskurs beim Eidgenössischen Politischen Departement, wie dies damals noch hiess. Nach dieser theoretischen Ausbildung wurden die Posten für die praktische Ausbildung verteilt, welche 20 Monate an einer Vertretung im Ausland stattfinden sollte. Mir wurde zu meiner riesigen Freude San Francisco zugeteilt, und so flog ich Anfang Januar 1975 nach Kalifornien, wo ich eine tolle Zeit verbrachte. San Francisco war schon immer eine attraktive Stadt, sehr europäisch angehaucht und in den Siebziger Jahren verspürte man dort noch die Flower Power-Atmosphäre und den Spirit von Janis Joplin. Ich wäre gern länger geblieben, doch in Bern erwarteten mich der Schlusskurs und die Abschlussprüfungen und dann kam die grosse Ernüchterung mit dem Versetzungsentscheid nach Kopenhagen. Dieser Posten stand nicht gerade zuoberst auf meiner Wunschliste!

Doch kam dann alles halb so schlimm. Ich lernte dort meinen späteren Mann kennen, verlängerte zweimal den Aufenthalt in der dänischen Hauptstadt und als Bern Druck machte und mich aufforderte, einen Entscheid zu fällen: Kündigung oder Versetzung, entschied sich Peter, mit mir zu reisen. Er hatte gerade sein Studium abgeschlossen und war bereit für das Abenteuer. Bern kam dann schnell mit dem erwarteten Anruf und schlug als neuen Posten Kuala Lumpur vor. Begeistert beschaffte sich Peter alles an Lektüre, was über Malaysia, Kuala Lumpur und Südostasien auf dem Markt war… nur um einige Tage später alles zu schubladisieren, da ein neuer Anruf aus Bern Kuala Lumpur wieder rückgängig machte – der dortige Botschafter wollte keine Frau auf seiner Kanzlei, das gab es damals noch! Gleichzeitig schlug Bern einen neuen Posten vor. Man wollte in Kairo erstmals eine konsularische Mitarbeiterin einsetzen – bis anhin waren es immer nur Männer – allerdings hatte die Sache einen Haken: ich musste entweder allein oder als verheiratete Frau anreisen. Nicht verheiratete Paare waren in Ägypten ein Tabu. Wir wagten es und heirateten – es wurden spannende Jahre. Ägypten wurde seit kurzem von Mubarak regiert, der ein westlich orientiertes Regime anstrebte. Es gab kaum verschleierte Frauen. Im Restaurant oder im Geschäft konnte man Alkohol konsumieren und kaufen, der Sinai war gerade an Ägypten zurückgegeben worden und lud zum Tauchen im Roten Meer und Camping ein. Es gab praktisch keine Touristen dort und nur zwei bis drei Hotels; Luxor und das Tal der Könige durften auf eigene Faust besichtigt werden. Natürlich war das Leben eingeschränkt, was Fernsehen, Presse, Restaurants, das kulturelle Angebot und Einkaufen anging, so dass wir nach 3½ Jahren nicht unglücklich waren über meinen Versetzungsentscheid als Kanzleichefin nach Hamburg.

Hamburg war eine tolle Stadt mit einem phantastischen kulturellen Angebot und erlaubte ein unbeschwertes Leben. Die Jahre verliefen jedoch eher ereignislos, und ich freute mich nach weiteren 3½ Jahren auf die angekündigte Versetzung nach Houston als Kanzleichefin und Stellvertreterin des Generalkonsuls.

Texas, wo alles grösser und besser ist als irgendwo in den Staaten – das ist auf jeden Fall die eingefleischte Meinung des Texaners – und das traf in weiten Teilen auch zu. Ein riesengrosser Bundesstaat mit 1’000 Meilen Nichts zwischen Houston, San Antonio und El Paso! Auch wir Schweizer gingen hoch hinaus, hatten wir doch unser Konsulat im 65. Stock in Downtown Houston. Die nächste Versetzung wurde mir auf spezielle Art angekündigt und bleibt deshalb besonders in der Erinnerung: An unserem 10. Hochzeitstag, den wir in Acapulco verbrachten, wurde ich beim Einchecken ins Hotel ans Telefon gerufen. Wer konnte mich anrufen ausser dem Generalkonsul, der als Einziger wusste, wo wir waren? Natürlich war er es. Er informierte mich über einen Anruf der Zentrale – man wollte mich nach Bern versetzen –; eine Antwort wurde innert 24 Stunden erwartet. Bern war kein beliebter Einsatzort für die meisten Kolleginnen und Kollegen, zu gut erging es uns im Ausland, nicht nur finanziell, sondern auch wegen unserer autonomen Arbeit. Doch die angebotene Stelle reizte mich sehr, denn ich sollte die neuen Anwärter des konsularischen Dienstes unterrichten. Ich liebte meinen Job und war mir sicher, dass ich über die nötige Motivation und positive Einstellung zum Beruf verfügte, um diesem Ansinnen nachzukommen, weshalb ich das Angebot annahm. So ging es im Sommer 1992 nach Bern.

Doch dieser Aufenthalt war nur von kurzer Dauer, denn bereits 2½ Jahre später wurde unsere Traumdestination Singapur frei. Da gab es kein Zögern, und wir flogen mit grossen Erwartungen nach Südostasien und tauchten in eine fremde, exotische Welt ein. Die Botschaft mit sechs Diensthäusern lag mitten im Dschungel. Wir hatten täglich ganze Rudel von Makak Affen im Garten und an den Gittern der Küchenfenster. Die Schlangenpolizei musste mehrmals anrücken, einmal um eine etwa 1.50 m lange Pythonschlange von ihrer Höhle unter einer Palme auszuräuchern, ein anderes Mal um eine schwarze Kobra einzufangen. Das Reisen hatte ebenfalls Priorität, ganz Südostasien und Borneo sowie Australien standen auf dem Programm. In Singapur war es an der Zeit, meinen nächsten Karriereschritt zu planen. Ich bewarb mich in der Folge für keine Kanzleichefstellen mehr, sondern für Interessenwahrungsaufgaben im diplomatischen Bereich und für ein Pflichtenheft, das die Stellver-tretung des Botschafters beinhaltete. Das Unterfangen gelang, im Februar 1999 flogen wir von 35°C Hitze und 95% Luftfeuchtigkeit nach Riga, wo gerade Minus 20°C Kälte herrschte und alles von Schnee und Eis bedeckt war.

Lettland war im Aufbruch. Seit zehn Jahren unabhängig von der Sowjetunion und im Beitrittsverfahren zur EU waren die Leute euphorisch, wurde die Stadt verschönert und war das Verlangen für die Rückkehr in die europäische Familie riesig. Wir genossen die Zeit in Riga, besuchten die Nachbarstaaten Litauen und Estland und fühlten uns im Baltikum sehr wohl. Hier sollte der nächste und wichtigste Karriereschritt passieren, denn nun war die Zeit reif für die Topstellung, für die Übernahme eines Generalkonsulats als Chefin. Ich bewarb mich ausschliesslich für solche Stellen, doch keiner der gewünschten Posten wurde mir zugeteilt. Absagen kamen zuhauf, von Chicago, Dubai, München usw. Konsterniert nahm ich mental zur Kenntnis, dass es wohl nichts werden würde mit der Chefstellung. Denn inzwischen waren viele Konsulate aus Spargründen geschlossen worden und zu viele Kollegen warteten auf eine Beförderung. Doch am 31. Dezember 2002 kurz vor Dienstschluss rief die Zentrale aus Bern an, mir wurde die Stelle der Generalkonsulin in Santo Domingo angeboten. Sofort kam meine Entgegnung: «Aber Ihr habt doch in der Ausschreibung erwähnt, dass mündliche und schriftliche Spanischkenntnisse ein Muss seien.» «Aber Frau Aaroe», kam die Antwort, «das kann man lernen!» Ich rief Peter zu Hause an und teilte ihm die Überraschung mit – von seiner Seite kam wie aus der Pistole der Ausruf: «Du sprichst doch kein Spanisch!» «Aber Peter, das kann man doch lernen!» So fand ich mich am darauffolgenden Montag in einem Spanischkurs wieder und büffelte Verben und Wörter bis zum Abflug sechs Monate später nach Santo Domingo.

Santo Domingo war der schwierigste Einsatz meiner ganzen Laufbahn, denn es herrschte überall ein fürchterliches Chaos. Zudem musste ich das Konsulat von einem Honorarkonsulat zu einem Berufsgeneralkonsulat umwandeln. Kurzum, es gab viel zu viel Arbeit und niemand war verantwortlich. Unerledigtes stapelte sich bis zur Decke, wir mussten eine Residenz suchen und möblieren, neue Mitarbeiter anstellen und ich musste zudem jeden Abend nach Büroschluss zwei Stunden in den Spanischsprachkurs. Der Verkehr war chaotisch, die Luftverschmutzung enorm; jeden Tag gab es stundenlang keinen Strom; die Benzingeneratoren lärmten, waren dreckig und stinkig; bei den heftigen Regengüssen wurden Strassen und Häuser überschwemmt, weil die Abwasserschächte alle verstopft waren. Als ich am ersten Morgen unserer neuen Residenz in die Küche ging und das Licht einschaltete, stoben Dutzende von riesigen Kakerlaken in alle Richtungen und unter die Holzschränke. Ich dachte, der Schlag würde mich treffen, und ging tagelang nicht mehr in die Küche. Ich war kurz davor, den ganzen Bettel hinzuschmeissen, doch wir hielten durch. Ich liess meine frühere philippinische Hausangestellte aus Manila einfliegen. Dann liessen wir die alten, morschen Küchenschränke ausbauen und ersetzen. Darunter hausten ganze Heerscharen von Kakerlaken; es war grausig. Doch zusammen mit meiner Angestellten und der professionellen allmonatlichen Ungeziefervernichtung bekamen wir die Käfer weitestgehend in den Griff. Nach einem Jahr sprach ich Spanisch und hatte den Überblick im Konsulat, nach zwei Jahren herrschte Ordnung und nach drei Jahren funktionierte das Konsulat, wie ein ganz normales Schweizer Generalkonsulat funktionieren sollte. Die Zeit für eine Versetzung war also reif. Der Versetzungsentscheid nach München kam und nach 4½ Jahren verliessen wir die Dominikanische Republik mit vielen Erinnerungen an turbulente Zeiten, aber auch an die zahlreichen positiven Seiten des Inselstaates: die Naturschönheiten, die traumhaften Strände, die fröhlichen und liebenswerten Menschen, die einheimische Musik und das ganz besondere Etwas, das es nur in der Karibik gibt.

München war einfach nur schön: eine charmante und gemütliche Stadt, «Laptop und Lederhose» war der Slogan in der bayerischen Hauptstadt. Die vielseitigen kulturellen Angebote, meine Stellung als Generalkonsulin, meine Aufgaben und Privilegien – alles war super. Gern hätte ich an München noch einen weiteren Posten angehängt, doch Bern spielte nicht mit, denn die Tendenz war, ältere Chefs frühzeitig zu pensionieren. Ich handelte mit der Zentrale einen Deal aus: zwei Jahre länger in München zu bleiben und dafür fünf Monate vor dem Erreichen des offiziellen AHV-Alters in den Ruhestand zu gehen. Zu meiner Überraschung wurde dieser Vorschlag akzeptiert, womit ich meine Laufbahn im EDA nach 39 Jahren und fast sechs Jahren in München am vergangenen 1. September abschliessen konnte.

Heute leben wir in Moosseedorf. Ich bin froh, dass Ihr mich im Rotary Club Rosengarten so offen und herzlich aufgenommen und mir ermöglicht habt, in der Schweiz wieder Wurzeln zu schlagen, Kontakte zu knüpfen und Leute kennenzulernen. Herzlichen Dank für eure Unterstützung und vielen Dank für eure Aufmerksamkeit für meine etwas längere Präsentation!»

 

Nächste Meetings

Zu den nächsten Meetings vergleiche die Homepage des Clubs.

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