Dinner mit Vortrag von Johannes Matyassy (Botschafter)

Montag, 29. August 2016 19:00, Restaurant Beaulieu

Vortrag am 29. August 2016 von Johannes Matyassy zu seiner Tätigkeit im EDA

Nachdem er früh als persönlicher Mitarbeiter von BR Jean-Pascal Delamuraz mit der Politik in Berührung kam, startete unser heutiger Gastredner im Jahre 2001 seine Tätigkeit im Eidgenössischen Departement für auswärtige Angelegenheiten (EDA), indem er die Leitung von Präsenz Schweiz übernahm. Nach zehn Jahren an deren Spitze wechselte er 2011 für vier Jahre als Botschafter nach Argentinien, also nach Buenos Aires, um seither der Abteilung Asien und Pazifik der Politischen Direktion des EDA hier in Bern vorzustehen. Parallel dazu war er auch noch für die Berner Freisinnigen aktiv. Über diese drei Abschnitte seines Berufslebens und die dabei gemachten Erfahrungen möchte er uns heute berichten.

 

Präsenz Schweiz

Präsenz Schweiz wurde gegründet, um die weltweite Vermittlung eines authentischen Bildes einer modernen Schweiz zu fördern. Dies mag im Einzelfall sehr gut gelingen, würde aber nicht immer so wahrgenommen. So habe seinerzeit Thomas Borer als Botschafter in Berlin einen guten Job gemacht. Sein Problem war aber, dass die Jury dafür nicht in Berlin sondern in Bern sass, mit einem Horizont, der leider nur bis nach Bern Bümpliz reichte.

Die Aufgaben der Landeskommunikation sind die Förderung der Wahrnehmung der Schweiz im Ausland, die Erklärung der politischen Anliegen und Positionen der Schweiz gegenüber einer ausländischen Öffentlichkeit und der Aufbau und die Pflege des Beziehungsnetzes der Schweiz zu Entscheidungsträgern und Meinungsführerinnen im Ausland. Die Wahrnehmung der Schweiz sei je besser, je weiter man sich von der Schweiz wegbewege. So durfte er später in Argentinien erfahren, dass dort das Ansehen der Schweiz unmittelbar auf den lieben Gott und Maradona folgte.

Wichtig sei es, vor einem möglichen Unwetter für die nötige Vorarbeit zu sorgen. Dies geschehe auf mannigfaltige Art und Weise. So werden regelmässig viele ausländische Delegationen in die Schweiz eingeladen, die dann zuhause die Schweiz loben («Experience Suisse»). Ferner unterhalte man Schweizer Pavillons an den diversen Weltausstellungen oder das Schweizer Hauses an Olympischen Spielen. Dabei gelte es den richtigen Mix aus Klischee und Realität zu finden. Meist helfe das Klischee, um anschliessend die Schweiz von heute positiv darzustellen. Allerdings gebe es auch Hindernisse an der Heimatfront. Hier in seiner ersten EDA-Station widmete er sich dem Aufbau der Aussenbeziehungen.

 

Botschafter in Argentinien

In den anschliessenden vier Jahren als eidgenössischer Botschafter in Argentinien mit Sitz in Buenos Aires durfte er sich dann um den Ausbau und die Weiterführung dieser Aussenbeziehungen kümmern. In Argentinien lebt die grösste Kolonie an Auslandsschweizern in Südamerika, weshalb er hohe Präsenz zeigen musste. Dabei wurde er gleich ins kalte Wasser geworfen, denn bereits nach fünf Tagen hiess es in der Presse «Schweizer Botschafter verursacht Generalstreik in Argentinien!» Konkret ging es um ein Rechtshilfegesuch in Strafsachen, das er korrekt weiterleitete ohne dass jemand darauf achtete, dass es sich beim Betroffenen um den obersten Gewerkschafter Argentiniens handelte. Erfreulicherweise konnte das Ganze schnell und ohne weitere politische Scharmützel erledigt werden.

Immerhin hatte es zur Folge, dass er bereits innert kürzester Zeit im Amt Zugang zum argentinischen Aussenminister hatte, wovon viele seiner Botschafterkollegen während ihrer ganzen Amtszeit nur träumten. Auch durfte er erleben, dass grosse Schweizer Firmen wie Nestle usw. bei Problemen sehr gerne auf die Schweizer Botschaft zurückgreifen. Umgekehrt griff er projektweise auf Schweizer Firmen zurück, wenn er ihre Unterstützung benötigte. In den vier Jahren in Buenos Aires konnte er dort ein Schweizer Kulturhaus eröffnen und durfte viele Schweizer Persönlichkeiten wie Bundesräte, Wirtschaftsvertreter usw. begrüssen.

 

Abteilung Asien und Pazifik

Nach den vier Jahren in Argentinien war er froh, wieder vor Ort in der Schweiz der Aussenpolitik zuzuarbeiten, als er vor zwei Jahren die Abteilung Asien und Pazifik in der Politische Direktion übernahm, welche politisch-strategisch 39 Länder beobachtet und betreut. Hier geht es um vier Aspekte:

  • Stärkung der bilateralen Beziehungen: gegenseitige Besuche auf hohem Niveau, Doppelbesteuerungsabkommen usw.
  • Präsenz der Schweiz in regionalen Beziehungen wie dem ASEAN (asiatisches Pendent zur EU), wo die Schweiz seit 2016 «Sectorial Dialog Partner» ist
  • Solidarität mit dieser Region
  • Koordination der Kontakte in diese Region u.a. hins. Kohärenz.

 

Matyassy schätzt seine Arbeit wegen ihrer Vielfalt und Abwechslung. Ausserdem arbeitet er hier quasi im Zentrum der Macht, habe er doch sein Büro über jenem seines Chefs, also Bundesrat Burkhalter. Gleichwohl würde er gerne noch einmal für vier Jahre auf eine Botschaft ins Ausland wechseln.

 

Fragen aus dem Publikum

Auf die anschliessenden Fragen aus dem Publikum beantwortete er zuerst jene von Rinaldo Gollut, der wissen wollte, warum man nur vier Jahre auf einer Station sei und nicht deutlich länger, da man doch dann erst von den vielen Kontakten profitieren könnte. Matyassy meinte, das erste Jahr brauche man zur Eingewöhnung, das zweite und dritte stehe man voll im Saft und während des vierten denke man schon an die nächste Station. Länger als die üblichen vier Jahre birge die Gefahr, dass man sich zu sehr akklimatisiere, die Ansichten des Gastlandes annehme und nicht mehr die nötige Distanz wahren könne. Aus seiner Sicht könnten es statt vier auch fünf Jahre sein, aber keines länger. Dem stimmte Ursula Aaroe als ehemalige Diplomatin ebenfalls zu. Ausserdem gab sie zu Bedenken, dass es nicht nur Rosinen unter den Stationen gäbe, sondern auch solche, von denen man sich am liebsten gleich wieder verabschieden möchte. Durch den vierjährigen Wechselrythmus habe man die Chance von einer unattraktiven Destination auf eine attraktive versetzt zu werden.

Stefanie Becker wollte gerne wissen, wie man mit 39 Ländern gleichzeitig solidarisch sein könne. Da gäbe es doch viel zu grosse Unterschiede? Darauf antwortete Matyassy, dass die Solidarität mit den 39 Staaten ganz unterschiedlich ausfalle. Zum einen gebe es das Mittel der bilateralen wirtschaftlichen Zusammenarbeit, welches nur mit Vietnam und Indonesien gepflegt werde, da die meisten anderen Länder wirtschaftlich weiterentwickelt seien. Dann habe man die DEZA (Direktion für Entwicklung und Zusammenarbeit), welche verschiedene Programme habe:

  1. Katastrophenhilfe wie zuletzt beim Erdbeben in Nepal
  2. Globalprogramme, die sich mit den Bereichen Ernährungssicherheit, Wasser und Migration befassen
  3. Regionale Zusammenarbeit, d.h. Bau von Schulen, Graben von Brunnen, Ausbau der Menschenrechte usw.

 

Schliesslich fragte Peter Johannes Weber pro domo den Referenten, ob unser RC auf ihn und sein Netzwerk zurückgreifen dürfen, falls sich Probleme bei unserem Clusterprojekt in Thailand ergeben sollten. Dies sagte er sehr gerne zu.

Am Ende erhielt Johannes Matyassy nach den Dankesworten von Programmchefin Marianne Reich Arn und einem kräftigen Applaus eine Flasche Rosenlikör.

 

Peter Johannes Weber für Peter Scotton

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